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Experteninterview: Die Zukunft von Berufen mit Kundenkontakt

Berufe mit Menschen und mit Zukunft

Marcus Troeder ist stellvertretender Bereichsleiter Fachkräfte und Lebenswerte Metropole bei der Handwerkskammer Hamburg (HWK Hamburg). Hier erzählt er, welche Chancen und Risiken er durch die Digitalisierung für Berufe mit Kundenkontakt erwartet.

Porträtbild von Marcus Troeder

Foto: Handwerks-kammer Hamburg

Marcus Troeder:

Stellvertretender Bereichsleiter Fachkräfte und Lebenswerte Metropole HWK Hamburg

planet-beruf.de: Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Digitalisierung für die Zukunft der Berufe mit Kundenkontakt?

Marcus Troeder: Ich sehe bereits, dass die Digitalisierung an vielen Stellen Alltag ist und damit herumprobiert wird, indem im Restaurant etwa keine laminierten Speisekarten mehr am Tisch liegen, sondern man über eine App bestellen kann.

planet-beruf.de: Haben die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) spürbare Auswirkungen auf die Fachkräfte?

Marcus Troeder: Die Angst, dass die KI den eigenen Job wegnimmt, ist auch in dieser Branche da. Im Laufe der Zeit haben wir jedoch festgestellt, dass man die Digitalisierung auch für sich nutzen kann. Ein Beispiel aus der Gastronomie ist die Nachweispflicht gegenüber den verbraucherschützenden Behörden, die Kühlkette einzuhalten. Das heißt, die Kühlung muss je nach Ware auf einer bestimmten Temperatur gehalten werden. Früher hat man das händisch kontrolliert. Eine moderne Kühlanlage dokumentiert automatisch die Temperaturen und archiviert diese. Das spart Zeit der Unternehmer, Fachkräfte sowie Kontrolleure, die dann anderweitig eingesetzt werden können. Voraussetzung ist natürlich, dass die Entwicklungen in die Unternehmenswirklichkeit passen. Das ist auch immer eine finanzielle Abwägung.

Eine andere Beobachtung ist, dass wir es gewohnt sind, alles sofort zu bekommen. Ich kann um 23:30 Uhr auf meinem Sofa sitzen und noch schnell ein Geschenk online bestellen, weil ich es vergessen habe. Diese sofortige Verfügbarkeit von allem und die dadurch steigende Ungeduld tragen viele auch mit in den Alltag. Das zeigt sich auch im Umgangston der Kunden mit den Mitarbeitenden.

"Berufe mit Kundenkontakt sind auch sehr erfüllend."

(Marcus Troeder)

planet-beruf.de: Würden Sie jungen Menschen empfehlen, einen Beruf in der Branche zu ergreifen?

Marcus Troeder: Ich würde ihnen auf jeden Fall empfehlen, in diese wahnsinnig offene Branche einzusteigen, vor allem auch Quereinsteigern. Ich kenne viele, die eine Lehre gemacht haben und durch Anpacken und Teamfähigkeit jetzt Hoteldirektor sind. Diese Branche ist sehr durchlässig. Man braucht nicht unbedingt einen akademischen Abschluss, um schnell mit Führungsverantwortung betraut zu werden. Berufe mit Kundenkontakt sind auch sehr erfüllend. Denn Gastgeber sind wir alle gerne. Es ist zwar immer viel Aufwand im Vorfeld, aber im Nachhinein hatte man ein schönes Erlebnis, das den Gästen und dem Gastgeber noch lange ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

planet-beruf.de: Welche Stärken sollten Jugendliche mitbringen, wenn sie sich für Berufe mit Kundenkontakt interessieren?

Marcus Troeder: Offenheit, Selbstbewusstsein und ein Interesse an Menschen sind wichtig. Jeder Kunde ist anders und auch anders ansprechbar. Es gibt Kunden, mit denen kann man scherzen und welche, die mögen das nicht so gern. Wichtig ist, sich zu trauen, mit anderen in Kontakt zu treten. Wer nicht gerne mit Menschen spricht, hat keinen Spaß bei einem Beruf mit Kundenkontakt. Eine gewisse Stressresistenz ist auch wichtig, weil das Geschäft auch mal hektisch werden kann. Ich denke, dass diese Stärken auch in Zukunft relevant bleiben, vor allem wenn standardisierte Aufgaben vermehrt von KI übernommen werden.

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