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Experteninterview: Warum ist klischeefreie Berufswahl wichtig?

Den Horizont erweitern

Wenka Wentzel arbeitet im Evaluations-Team am Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. Hier erklärt sie, warum klischeefreie Berufsorientierung und Maßnahmen wie Girls'Day und Boys'Day wichtig sind.

Porträtbild von Wenka Wentzel

Wenka Wentzel:

Sozialwissenschaftlerin

planet-beruf.de: Was genau sind Girls'Day und Boys'Day und warum gibt es diese Tage?

Wenka Wentzel: Das sind Berufsorientierungstage, die einmal im Jahr stattfinden. An dem Tag lernen Mädchen Berufe kennen, die männerdominiert sind. Und andersherum können Jungs sich frauendominierte Berufe angucken. Es gibt diese Tage, weil Berufsorientierung immer noch stark durch Geschlechterstereotype beeinflusst wird. Am Girls'Day und Boys'Day können sich Jugendliche gezielt für sie fremde Bereiche angucken und ausprobieren, wie ihnen das gefällt.

planet-beruf.de: Welche Angebote gibt es an den Aktionstagen für die Jugendlichen?

Wenka Wentzel: Es gibt insgesamt eine sehr breite Auswahl. Die Einrichtungen können auf unserer Homepage ein Angebot eintragen, für das sich die Jugendlichen anmelden können. Für die Mädchen bieten Unternehmen zum Beispiel Mitmach-Angebote, Interviews mit weiblichen Azubis in technischen Berufen und Unternehmensführungen an. Und für die Jungs gibt es unter anderem Angebote in Kitas, Seniorenheimen oder Drogeriemärkten.

planet-beruf.de: Warum und für wen ist eine klischeefreie Berufswahl wichtig?

Wenka Wentzel: Ich würde sagen, für alle. Angefangen bei den jungen Menschen selbst, weil sie aus einer größeren Auswahl wählen können, was sie wollen und können. Aber auch für Unternehmen ist sie wichtig. Der Fachkräftemangel ist in den Bereichen besonders groß, in denen überwiegend Menschen eines bestimmten Geschlechts arbeiten, zum Beispiel in Erziehung und Pflege. Das heißt, auch für Unternehmen ist es sinnvoll, dass die Berufe potenziell für alle interessant sind. Und generell ist es gesellschaftlich wichtig, dass es offenere Vorstellungen davon gibt, dass alle eigentlich alles können. Es ist von der individuellen Ausrichtung abhängig, wer was möchte und kann, und nicht von Zuschreibungen und gedanklichen Schubladen.

"Ermutigen Sie die Jugendlichen, ihren Interessen nachzugehen, aber auch mal die Komfortzone zu verlassen."

(Wenka Wentzel)

planet-beruf.de: Wie können Lehrkräfte und BO-Coaches ihre Schülerinnen und Schüler bei einer klischeefreien Berufsentscheidung unterstützen?

Wenka Wentzel: Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, in der Breite zu entdecken, was sie mögen und interessant finden. Außerdem brauchen sie genug Selbstvertrauen, um sich auch in verschiedenen Bereichen zu sehen. Ermutigen Sie die Jugendlichen immer, ihren Interessen nachzugehen, aber auch mal die Komfortzone zu verlassen und den Horizont zu erweitern.

planet-beruf.de: Wo finden Lehrkräfte und BO-Coaches Material für einen klischeefreien Unterricht?

Wenka Wentzel: Auf den Webseiten des Girls'Day und Boys'Day sind auch für Lehrkräfte vielfältige Infomaterialien und Handreichungen zu finden. In unserem Materialcenter wird zum Beispiel das Methodenset "Klischeefrei macht Schule" angeboten. Hier gibt es praxisorientierte Methoden zur klischeefreien Berufsorientierung, jeweils mit Tipps zur Vorbereitung und Durchführung sowie Arbeitsmaterialien für verschiedene Altersgruppen.

MINT-Projekte für Schulen

Die Wissensfabrik ist ein Mitmach-Netzwerk, das Jugendliche für MINT-Berufe begeistern will. Dafür gibt es kostenlose Bildungsprojekte für Schulen. Damit kann Ihre Klasse zum Beispiel eine klimafreundliche Stadt entwerfen.

DUOday am 19. September 2024

Jugendliche mit Behinderungen können am Aktionstag DUOday in Unternehmen hineinschnuppern. Zusammen mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter bilden sie für diesen Tag ein Duo und erhalten so spannende Einblicke in den Arbeitsalltag.

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